ein kleiner Bericht aus der Werkstatt des Restaurator
Irgendwann, als ich meine „zivile“ RT 125/3 aufbaute, kam ich an den
Punkt, wo die Telegabel instand gesetzt werden mußte, die sich in einem
sehr schlechten Zustand befand. Damals war ich noch blutiger Anfänger
mit den Gabeln und so fragte ich einen alten Hasen, Werner
Reichenbächer, der nicht weit weg wohnte, ob er mir helfen könnte. Der
Mann fuhr früher, in den Fünfziger und Sechziger Jahren, selbst
Motorradrennen auf DKW und MZ und hatte inzwischen eine kleine
Werkstatt, in der er restaurierte und reparierte. Schnell waren wir uns
einig und bald stand ich, mit großen Augen, in seinen heiligen Hallen.
Dort standen seine Schätzchen, abgedeckt mit weichen Tüchern und
warteten auf den nächsten Einsatz. Ich sah eine große NSU, ein MZ -
Gelände - Gespann und eine angefangene DKW - Rennmaschine, wie ich sie
schon von vielen Fotos kannte. Er fuhr inzwischen bei Veteranenrennen
mit und war gerade dabei, seine kleine, originale IFA RT 125 aus den
50ern wieder flott zu machen und aufzubauen. Während unseren Gesprächen
erfuhr ich, dass er u.a. 1953 mit „Mister MZ - Heinz Rosner“ in der
damaligen Startaufstellung zum Leipziger Stadtparkrennen, gestanden
hatte. Das waren DIE Gespräche, die ich noch heute allzu gern führe und
ich hörte ihm aufmerksam zu. Als er mir dann seinen Renner zeigte und
ich das Ding fast mit den Augen gefressen hatte, war ich endgültig
infiziert und es stand fest … so ein Ding brauche ich auch noch ! In
der folgenden Zeit zeigte mir Werner, wir waren inzwischen beim DU, aber
ersteinmal, wie eine RT – Gabel zerlegt und nach erfolgter Reparatur,
wieder fachgerecht zusammengebaut wurde. Dazu gehörte das Einschleifen
der Buchsen ebenso, wie das Anpassen des Innenlebens einer Gabel.
Federn, die kleinen Zwischenscheiben usw. mussten sauber im Führungsrohr
gleiten. Irgendwann war dann meine Gabel endlich fertig und ich holte
sie bei ihm ab. Sie sah aus wie neu und funktionierte bestens. Wir saßen
dann noch draußen vor der Werkstatt und er erzählte noch einige
Anekdoten aus seinem Rennfahrerleben. Dazu hatte er einige Fotos
mitgebracht, auf denen er als junger Rennfahrer mit seiner IFA zu sehen
war. Nach einer Weile fragte ich ihn, ob man irgendwie so einen Renner
zum Neuaufbauen bekommen könnte. Er überlegte kurz und sicherte mir beim
Gehen zu, daß er sich mal umsehen würde. So baute ich also erst meine
eigene RT zusammen und fahre sie noch heute immer sehr gern. Nach
zwei/drei Monaten rief mich Werner an und sagte, dass ich mal unbedingt
bei ihm zu Hause vorbeikommen sollte, er hätte da etwas für mich.
Gespannt fuhr ich los zu seiner Werkstatt. Er zeigte mir einen Haufen
mit Motorradteilen … und zuerst sah ich nur Schrott.
Erst als er mir erklärte, was das da alles war, wusste ich, es sind
Teile für ein Rennmotorrad auf RT 125 – Basis ! Zunächst stellte einen
Rahmen auf seine Montagebühne, nach und nach schraubte er dann weitere
Teile daran. Schon nach kurzer Zeit erkannte ich einen RT – Renner und
war begeistert, es soviele Teile da, um fast zwei komplette Maschinen
daraus zu bauen. Rahmen, Motoren, Kotflügel usw. Ich erkannte auch die
für den Rennbetrieb modifizierten Bremstrommeln mit Lufthutze. Als er
mir dann noch einen unschlagbaren Preis nannte, habe ich sofort
zugeschlagen. Im Nachhinein erzählte er mir noch die Geschichte dieser
Teilesammlung. Es handelte sich um eine ehemalige RT 125/2 aus 1958, die
nach einem Verkehrsunfall zerlegt und verschrottet wurde. Er fuhr
damals mit seiner IFA - DKW Rennen, hatte aber vor, sich aus den Teilen
der Unfallmaschine, eine modernere Version als Rennmaschine zu bauen.
Die Arbeiten zogen sich aber länger hin, als gedacht und so tauchten
inzwischen Modelle der 125er mit Schwinge hinten auf. Somit hatte er mit
dem alten Fahrwerk und den kurzen Federbeinen keine Chance mehr und
ließ das Projekt im Lager verschwinden. Im Lauf der Zeit wollte er sich
dann noch ein Schwingenfahrwerk aus der Werkstatt von Walter Endig /
Chemnitz kümmern, aber auch das zerschlug sich. Somit blieben das
angefangene Rennmotorrad und der umfangreiche Teilehaufen liegen und
wurde die nächsten Jahrzehnte in einer Scheune vergessen. Nun schleppte
ich alles weg, sortierte und fotografierte die Sammlung, um sie jetzt in
meine Lager - Regale einzuräumen. Irgendwann wollte ich daraus den
Renner, nach Werners Vorstellung bauen und damit natürlich auch mal
irgendwo starten, soviel stand fest !
Bis 1964 wurde noch eine MZ RT 125/4 gebaut, die aus Restteilen zusammengebaut wurde. Sie erhielt schon den neuen Motor der ES 125, die somit die RT 125 entgültig ablöste. Erst im Jahr 2000 sollte wieder eine MZ RT 125 vom Band laufen, diesmal jedoch als Viertakter !
Eine Liste mit mehreren Fahrgestellnummern ist hier als Download zu finden. Damit kann man etwa das Baujahr und den Monat der Herstellung bestimmen. Sollten auch Sie eine RT 125 im Besitz haben, dann würde ich mich sehr über ihre Fahrgestelldaten freuen. Ich würde sie mit in die Liste eintragen und somit helfen Sie mit, die Datensammlung weiter auszubauen. Selbstverständlich tauchen Ihre Daten anonym in der Liste auf, teilen Sie mir dazu einen Web-Namen mit. Dafür möchte ich mich schon im Voraus bedanken. Wir haben jetzt bereits 606 RT's in unserer Liste erfaßt ! Achtung, es sind auch Datensätze für gestohlene Fahrzeuge enthalten - bitte Augen offenhalten !
die Liste mit 606 RT - Fahrgestelldaten finden sie HIER --->
Sollten Sie mit der Reparatur Ihrer RT - Telegabel Probleme haben, ich bin gern bei der Reparatur behilflich ---> einfach Mail an mich ! Bitte etwas Zeit einplanen, habe derzeit sehr viel zu tun ... ;-)
Einfach Link in den Browser kopieren und euere eigenen RT - Bilder an die Pinnwand heften.
Leider mußte ich die Pinnwand wiedermal löschen, da einige Sachen angeheftet waren, die nicht einer RT-Foto-Pinnwand entsprachen ... schade um die anderen schönen Fotos. :-(